Wir stehen vorm „Sheen Home Stay“ und werden von Gerry und Harison ein wenig hektisch begrüßt. Es ist schon spät. Die Unterkunft ist absolut in Ordnung und wir freuen uns auf die kommenden 3 Tage.
Am nächsten Morgen haben wir die Gelegenheit mit Gerry und seiner Freundin Alice, die hier schon zum dritten Mal Gäste sind, zu reden. Die beiden hatten damals geplant ein paar Monate zu reisen und sind nun schon seit einem Jahr unterwegs. Wir lernen eine Menge im Gespräch und erfahren, dass sich Gerry und Alice in uns, vor einem Jahr, wiedererkennen. Auch privat gibt es viele Parallelen. So sitzen wir also noch ein Weilchen bei Tee und Bananen zusammen und bekommen Erfahrungen und Insider-Tipps zugesteckt. Herrlich. Uns fällt auf, dass Gerry den Hausherrn nicht Harison sondern „Father“ nennt und andersrum werden Gerry und Alice immer wieder „Son“ und „Daughter“ genannt. Wir sind sichtlich irritiert, denn auch bei uns fängt Harison schon am ersten Tag an.
Wir flüchten erstmal zum Strand, der nur knappe 100 Meter hinter dem Haus liegt. Unterwegs treffen wir spielende Kinder und eine Familie, die Seile aus Kokosfasern herstellt. Wir hätten nicht gedacht, dass diese Seile so fest sind. Wahnsinn. Der Strand ist menschenleer und richtig schön. Wir genießen die Sonne, das kühle Salzwasser und lesen ein wenig.
Zurück in der Unterkunft sitzen wir draussen auf der Terrasse und genießen unseren Tee, als Jana bei einem Klatscher auf den nackten Oberarm zusammenzuckt und Harison laut neben sich schreien hört: „Daughter satis?“. Jana lacht und spielt das Spiel mit: „Yes father, i’m satis“. Danach sieht Florian die Hand auf sich zurasen und es folgt ebenfalls mit lauter Stimme: „Son satis?“.
Diese Prozedur wiederholt sich sooft am Tag, dass wir uns schnell auf unsere neuen Rufnamen einstellen. Man merkt, dass Harison Drill Instructor bei der Air Force war und schon steht er vor uns in Position und rattert 10 Minuten in englisch irgendwelche Befehle runter. Wir fühlen uns sicher und wohl.
Immer wieder umarmt er uns von allen Seiten und ist wirklich bemüht um unser Wohlbefinden. Wir können nicht anders. Harison und Padmini sind so herzallerliebst, dass wir uns ab sofort liebend gern „Son“ und „Daughter“ nennen lassen und die beiden mit „Father“ und „Sister“ anreden.
Als wir am Abend in der Küche stehen wird Florian auf seinen Ausschlag am Hals angesprochen. Die Beulen am Hals und Nacken sehen teilweise aus wie riesige Mückenstiche. Wir erklären, dass dieser am Ende der Ayurveda-Kur ausgebrochen ist und wir seitdem alles Mögliche versuchen. Bisher allerdings ohne Erfolg. Auch die Ärzte im Ayurveda-Resort wussten nichts damit anzufangen.
Harison schleppt uns ohne zu zögern zum Nachbarn und plötzlich sitzt Florian mit nackten Oberkörper in einem Wohnzimmer und wird von 8 Personen begutachtet. Wir versuchen zu erklären, dass wir 14 Tage lang eine Ayurveda-Kur gemacht haben und der Ausschlag seitdem vorhanden ist. Im gebrochenen Englisch erklärt uns der Hausälteste, der ebenfalls Ayurveda-Doktor ist, dass die Kur für Florian viel zu lang war und er nicht richtig gereinigt wurde.
Fazit: Florian braucht nochmal eine Darmreinigung um die Toxine rauszuschwemmmen, die bei den täglichen Massagen herausmassiert wurden.
Nachdem der Arzt Florian einen Becher mit Medizin gegeben und ihn mit einer Kräutersalbe eingecremt hat, gehen wir wieder zurück.
Es ist 6 Uhr morgens und Florian steht noch völlig verschlafen in der Küche. Die Rötungen sind schon heftig zurückgegangen. Wir sind beeindruckt und benutzen die Salbe nun jeden Abend. Ein Klatscher auf den Nacken und ein lautes „Son satis?“ reißen den träumenden Florian in die Wirklichkeit zurück. Der Topf, vollgestopft mit Kräutern für die bevorstehende Darmreinigung, köchelt schon seit 4 Uhr auf dem Herd und ist nun endlich fertig. Florian wird noch in die richtige Position gedreht (Zum Mond hin), zögert nochmal und trinkt dann in einem Zuge den fast halben Liter aus. Das schmeckt garnicht mal so übel.
Nachdem Florian 8 mal auf Klo war ist es Mittagszeit. Hunger macht sich breit. Leider ist es Florian nicht gestattet irgendwas zu essen, da Father strikte Anweisungen vom Arzt erhalten hat und sich auch daran hält. Florian wird also den ganzen Tag verfolgt und beobachtet. Immer wieder, wenn Florian etwas essbares in die Hand nimmt schallt es von hinten: „Son, don’t eat!“. Tja, so ist es dann also. Hunger. Hunger. Hunger. Jana darf. Hunger.
Dann ruft Father uns zu sich und wir helfen ihm das spezielle Kräuterbad für Florian vorzubereiten. Mitten im Garten in einer großen Tonne.
Früh morgens stehen wir mit Father und Gerry um 5:00 Uhr am Hafen im 20 Kilometer entfernten Beruwela und staunen nicht schlecht. Nach und nach füllt sich der Fischmarkt mit frisch gefangenen Fischen und kauffreudigen Menschen. Es ist Wahnsinn was die Fischer aus ihren Booten ans Tageslicht befördern. Wir kaufen uns einen großen frischen Thunfisch, lassen diesen noch an Ort und Stelle zerhackstückeln und machen uns auf den Heimweg. Unterwegs kaufen wir heiße Egg-Barattas. Endlich darf Florian essen. Kein Gebrülle mehr von Father.
Tags darauf sitzen wir in einem Motorboot und durchfahren die wunderschönen Seen und Flüße rund um Balapitiya. Insgesamt besteht dieser Bereich aus über 60 Inseln, die teilweise unbewohnt sind. Wir besuchen einen Tempel, eine Zimtfabrik, umfahren einige Inseln und lassen und durch den Mangrovendschungel treiben. Das Wetter ist traumhaft und wir erfreuen uns an etlichen Vögeln, Waranen, Affen und Fischen. Dank Father bekommen wir die Bootsfahrt günstiger angeboten.
Da es bisher so schön war, beschließen wir weitere 3 Tage zu bleiben. Ausserdem kann Florian sich so noch ein wenig auskurieren. Gute Entscheidung!