Pinnawela
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Völlig fertig von der Fahrt steigen wir mitten im Nirgendwo aus dem Bus. Es ist dunkel. Unsere Rucksäcke werden von Minute zu Minute schwerer, während wir die Straße herunterwandern. Unsere Taschenlampe ist unser einziger Lichtblick und zeigt uns den richtigen Weg zur Unterkunft. Laut Karte sollen es noch ca 2 KM sein. Hin und wieder rauschen Autos an uns vorbei und jedesmal springen wir einen Meter weiter in den Straßengraben, um ihnen auszuweichen. Die Nerven liegen blank als wir endlich einen Anhaltspunkt sehen, der uns verrät wo wir uns genau befinden.
Pinnawela Zoo.
Irgendwie kommen wir nicht vorwärts und als hätte das Universum unser leises Fluchen erhört, erscheint ein Tuk-Tuk vor uns, welches endlich auf unsere außer Kontrolle geratenden Arme reagiert. 5 Minuten später stehen wir im Home Stay „The Breezee“ vor einem älteren Mann, der uns mit einer etwas zu lauten Stimme willkommen heißt.
Wir begutachten unser gebuchtes Zimmer und wäre die Unterkunft nicht im wahrsten Sinne des Wortes „Am Arsch der Welt“, wären wir rückwärts wieder rausgegangen.
Da wir mittlerweile aber schlimmeres gewohnt sind, drücken wir 4 Augen zu und schrauben unsere Ansprüche einmal für 2 Nächte auf ein Minimum herunter.

 

Am nächsten Tag wollen wir Elefanten sehen. Im Pinnawela Zoo kann man zwar viele Dickhäuter begutachten aber nicht unbedingt anfassen oder baden. Wir beschließen daher zu einem anderen Ort zu fahren. Dort angekommen ist es uns gestattet einen Elefanten zu baden und anzufassen. Ein tolles Erlebnis welches wir nicht mehr vergessen werden.
Zum krönenden Abschluß gibt es eine kostenlose Führung durch eine „Wir machen aus Elefantenkacke Papier“-Fabrik. Jeder Schritt wird genaustens erklärt und je mehr wir über die Machart erfahren, desto beeindruckter sind wir. Dann stehen wir im Elefantenkackepapier-Shop. Notizblöcke, Kalender, Bücher, Briefpapier, Briefumschläge und noch vieles mehr. Alles 100% Handarbeit. Alles 100% Kacke. Wahnsinn.

Es geht weiter in einen Kräutergarten. Hier erfahren wir eine Menge über verschiedene Kräuter, deren Nutzung und deren heilende Wirkung. Es ist immer wieder erstaunlich was die Natur doch für schöne Sachen hervorbringt. Allerdings ist es nicht so schön das sich die Produkte im Kräutershop nur Millionäre leisten können.

 

Wir beschließen nochmal nach Rambukkana zu fahren um etwas zu essen, uns die Stadt anzuschauen und um uns ein kühles Bier für später zu kaufen.

Zurück in der Unterkunft, diesmal sind wir dann wirklich vom Bus aus zu Fuß gelaufen, machen wir es uns gemütlich und bekommen gleich den nächsten Tiefschlag: Internet ist lahm. Es funktioniert nichts. Selbst ein Gespräch mit dem schreienden Hausherr bringt nichts.
Es soll wohl so sein, denn ein Lächeln ziert sein Gesicht. Da wir nun schon einmal angezogen in seinem Hausflur stehen, wird die Gelegenheit sofort ausgenutzt. In der nächsten Sekunde wandern wir zu dritt quer durch den Garten und schrecken jedesmal kurz zusammen, wenn er uns die Pflanzen- oder Baumart brüllend und mit einem gewissen Glitzern in den Augen an den Kopf wirft. Er ist sichtlich stolz auf seinen Garten. Wir allerdings können weder Struktur noch Liebe entdecken und freuen uns immer mehr auf das kühle Bier, welches im Zimmer auf uns wartet und immer lauter unsere Namen schreit.

 

Mit offenen Augen und Herzklopfen liegen wir im Bett und überlegen uns ob der Typ ein „Psycho“ ist. Anzeichen genug gibt es:
1. Es gibt keine anderen Zimmer und keine anderen Gäste
2. Er hat so ein gewisses Funkeln in den Augen
3. Das Haus liegt am „Arsch der Welt“. Niemand würde uns schreien hören.
4. Der Garten ist groß genug um uns „verschwinden“ zu lassen.

 

Florian wacht auf. Anscheinend hat ihn die Müdigkeit überrannt. Jana sitzt aufrecht im Bett und horcht. Sie hat noch garnicht geschlafen und sagt: „Draußen ist jemand.“
Und tatsächlich. Es hört sich so an, als ob jemand auf dem Balkon steht und versucht reinzukommen. Auch hören wir Schritte auf Kieselsteinen. Ganz zu schweigen von den vielen unterschiedlichen Tierlauten. Es ist unheimlich. Florian checkt alle Türschlösser und ist beruhigter. Jana nicht!
Am nächsten morgen wacht Florian auf. Jana sitzt kerzengerade mit rot unterlaufenden Augen im Bett. Vor der Tür steht ein Stuhl. Florians Taschenmesser mit aufgeklappter Klinge liegt auf dem Nachttisch.

 

Wir packen hastig unsere Sachen, rennen die Treppen herunter und stehen vor dem lächelnden Hausherrn, der um Bezahlung bittet.
„Ich spring über den Tisch und ramme dem verdammten Psycho die Faust in die Zähne, damit das blöde Grinsen aufhört, werfe ihn zu Boden und benutze dann seinen Oberkörper als Trampolin“, denkt Florian, bezahlt mit einem Lächeln den Hausherrn und steigt mit Jana ins bestellte Tuk-Tuk.

 

Bloß weg hier!

 

Das Tuk-Tuk rast mit 60 Sachen Richtung Rambukkana, damit wir unseren Zug nicht verpassen. Dort angekommen drückt Florian dem Fahrer 300 Rupies in die Hand und bekommt als Antwort: „Its 600, Sir!“
Da uns aber der Psycho, der uns die Nacht versaut hat, noch etwas von „nicht mehr als 300 Rupies“ zugerufen hat, reagieren wir darauf garnicht und gehen weg.
Immer wieder schön wie es die Leute hier versuchen.

 

Wir steigen in den Zug und fahren Richtung Kandy.

Bis bald,
Jana & Flow

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