Kandy Hauptbahnhof. Unser erster Gedanke: Raus aus den Menschenmassen!
Der Zug war so überfüllt, dass es sich einige Passagiere auf den Stufen der Türen bequem gemacht hatten. Stehend und nur gesichert mit einem Arm an einem verrosteten Haltegriff ausserhalb des Zuges. Sowas wäre in Deutschland überhaupt nicht machbar.
Wir bewegen uns Richtung „Zahntempel“ und wollen uns dort in der Nähe eine Unterkunft suchen. Als wir dann endlich völlig verschwitzt in einem Hotel sitzen, während der Typ an der Rezeption alle Hebel in Bewegung setzt um uns noch ein freies Zimmer zu organisieren, lassen wir uns die kühle Luft der Klimaanlage ins Gesicht pusten. Nach einigen Minuten wird uns kalt und wir verfluchen die Klimaanlage. Endlich kommt der Typ und sagt er hätte noch ein Zimmer für 60$ die Nacht. Da dieser Betrag nicht in unserem Budget liegt, lehnen wir dankend ab und bewegen uns Richtung Ausgang, als man uns anbietet uns in ein anderes Hotel zu bringen, welches nur 30$ kosten soll und ganz in der Nähe liegt. Perfekt!
Wieder auf der Straße in der prallen Sonne, fangen wir an zu schwitzen und sehnen uns nach der Klimaanlage.
Am Ziel angekommen lassen wir uns das Zimmer zeigen und müssen dennoch eine halbe Stunde verhandeln um wirklich nur 30$ zu bezahlen. Das Hotel besteht aus 5 Zimmern, eines pro Etage. Wir sind im 3 Obergeschoß. Das Zimmer ist sauber und wir haben sogar endlich mal wieder funktionierendes Warmwasser.
Wir gehen von der Rezeption aus einen langen schmalen Flur entlang, stampfen die steile Ausfahrt hoch (Das Hotel ist vom Eingang her gerade mal so breit wie eine Tiefgarageneinfahrt) und stehen mitten in der Stadt und somit mitten im Getümmel.
Erster Gedanke: Hunger!
Nachdem unsere Mägen ruhiggestellt sind, schlendern wir durch die kleinen Einkaufsstraßen und lassen uns treiben. Plötzlich stehen wir genau dort, wo wir hinwollten: Der Zahntempel.
Hier wird laut Überlieferung der linke Eckzahn Buddhas aufbewahrt und Besucher der heiligen Anlage müssen einige Bereiche des Körpers abdecken. Blöd nur das Florian eine kurze Hose angezogen hat, die nicht bis über die Knie geht. Also zurück zum Hotel, lange Hose an und auf direktem Weg zurück zum Tempel.
Die Anlage ist nicht sehr groß und beinhaltet neben dem riesigen Zahntempel einige andere Gebäude und Flächen. Da der Zugang zum Tempel aber Geld kostet, betrachten wir das gute Stück von aussen und wandern ein bisschen um den See, welcher direkt neben der Anlage liegt. Wir fühlen uns ein wenig heimisch, denn das große Gewässer erinnert uns an die Hamburger Binnenalster. Es ist herrlich und wir vergessen jegliches Zeitgefühl.
Als die Dämmerung so langsam anfängt die Sonne zu verschlucken, sitzen wir gemütlich in der „Red Cross Cultural Hall“ und warten auf die große Show. Gleich sollen wir eine Stunde lang traditionelle Tänze und Trommeln genießen können.
Es geht los. Wir sind beeindruckt wie farbenfroh und kreativ die Tänzer- und Tänzerinnen gekleidet sind. Gekonnt und elegant bewegen sie sich zu Trommeln und zeigen den Besuchern, wie man hier zu Lande tanzt und feiert. Mitten in der Aufführung beginnt es zu regnet. Zuerst nur leicht, dann mit Blitz und Donner. Immer heftiger prasseln die schweren Tropfen auf das Dach und übertönen fast die Trommeln. Unser erster Gedanke: Wir haben keinen Regenschirm!
Als die Show zu Ende ist warten Menschenmassen darauf, dass der Regen schwächer wird. Wir gehören auch dazu. Immer wieder wagen es jedoch vereinzelnde Personen, rennen in die mittlerweile dunkle Nacht und verschwinden nach nur wenigen Metern in den langen Wasserfäden, die der Himmel ausspuckt.
Nachdem wir die Hoffnung aufgegeben haben, wagen auch wir es und nach nicht einmal einer Minuten sind wir durchtränkt wie 2 Waschlappen. Dennoch rennen wir weiter. Die Straßen haben sich in rauschende Flüsse verwandelt, der starke Regen nimmt uns jede Sicht auf Anhaltspunkte, die wir uns auf dem Hinweg eingeprägt haben, und der Donner, als wenn Thor seinen Hammer direkt neben uns zu Boden sausen lässt, lässt uns jedesmal zusammenzucken. Völlig ausser Atem entledigen wir unsere mit 40 Litern Regenwasser vollgesaugten Klamotten und sind froh endlich im Hotel angekommen zu sein. Ein Glück hat Florian kein Orientierungssinn wie ein Toastbrot.
Am nächsten Tag sitzen wir wieder einmal am überfüllten Bahnhof und warten auf den Zug nach Nanu Oya. Als dieser endlich ankommt, stürmen alle wie die Idioten an die offenen Türen und innerhalb 2 Minuten ist kein Sitzplatz mehr frei. Da wir keine Lust haben 5 Stunden zu stehen, nehmen wir einen anderen Zug, der von Peradeniya fährt und der zu unserem Glück ziemlich leer ist.
Wir sitzen endlich im Zug nach Nanu Oya und freuen uns auf die kommenden Tage.
Bis bald,
Jana & Flow