Wir stehen mit gepackten Rücksäcken vor unserer Unterkunft in Pondicherry. Auf eine Rikscha müssen wir nicht lange warten und 30 Minuten später stehen wir vorm „Greens Guesthouse“ im nahegelegenen Auroville. Unser Zimmer ist zwar klein, aber richtig gemütlich und, was noch wichtiger ist, sauber. Das Personal ist freundlich und hilfsbereit und die Speisen im veganen „Greens Restaurant“ sind richtig lecker und empfehlenswert.
Zu unserem Pech erfahren wir, dass hier nur Bares angenommen wird. Leider gähnt uns unser Portemonnaie jedesmal entgegen sobald wir es öffnen, so dass wir uns jetzt was einfallen lassen müssen. Wir organisieren uns eine Rikscha, welche uns zum nächsten Geldautomaten bringt. Geschlossen. Wir fahren weiter. Automat ist leer. Wir fahren weiter. Kein Geld verfügbar, Automat ist leer. Unser Fahrer lächelt und meint: „Es ist Sonntag. Da sind immer alle Automaten leer!“
So langsam geht uns die Aktion auf die Nerven. Aktuell können wir nicht mal die Rikscha bezahlen. Wir fahren weiter. Immer weiter Richtung Pondicherry und nehmen wirklich jeden Geldautomaten mit. Nach 17 Geldautomaten ist es schon dunkel und dennoch haben wir die Hoffnung, dass irgendein Automat gütig ist und uns ein Batzen Geldscheine ins Portemonnaie spuckt, noch nicht verloren.
Aktuell halten wir uns von den großen Hauptstraßen fern und steuern kleine Gassen an da hier, laut Fahrer, eher an Geld zu kommen ist.
Beim 21ten Versuch ist es soweit. Nachdem der Geldautomat ein wenig gerattert und sich unter ächzen und stöhnen bereit gemacht hat, geht die untere Klappe auf und er schenkt uns ein paar gesunde Geldscheine. Erschöpft fahren wir zurück zur Unterkunft und fallen völlig K.O. ins Bett.
Nach einem ausgiebigen Frühstück leihen wir uns einen Motorroller und fahren zur „Kugel“, dem sogenannten Matrimandir. Da wir den Roller stehen lassen müssen, geht es zu Fuß weiter und nach einem kurzen Spaziergang stehen wir dann endlich davor. Sieht schon geil aus. Leider schaffen wir es nicht die „Kugel“ von innen zu betrachten, da die Führungen nur früh morgens sind, am morgigen Dienstag überhaupt nicht und am Mittwoch fahren wir schon wieder.
Auf gehts mit etwas Vorfreude zum „Auroville Beach“. So schön der Name auch klingen mag, hier geht man nicht freiwillig baden. Selbst das Sonnen ist unangenehm zwischen dem ganzen Müll und der gefühlten 55 Grad. Unsere Vorfreude ist dahin. Also wieder rauf auf den Roller und zurück ins nächste Dorf, um was zu essen und danach ein wenig zu shoppen, da in Auroville selbst rein garnichts ist. Hungrig und ein wenig enttäuscht stoppen wir an einem Restaurant, schauen auf die Karte und schütteln gleichzeitig den Kopf. Burger, Sandwich, Pizza und Pasta wollen wir nicht essen. Wir beschließen also weitere Restaurants aufzusuchen. Als Florian auf den Roller steigt, haut er mit dem Fuß gegen den Bolzen, auf den Jana als Beifahrerin immer ihre Füße abstellt. „Tat garnicht weh“, denkt Florian und schaut runter zu seinem Fuß. Seine Augen werden größer, sein Finger zeigt zitternd auf den Nagel und er wiederholt: „Mein Nagel, mein Nagel, mein Nagel!“ Endlich realisiert Jana was Florians Mantra-Gestammel bedeuten soll und sieht, dass der große Zehnagel 90Grad nach oben geklappt ist. Zudem läuft immer mehr Blut aus der Wunde. In einer schnellen Bewegung bückt sie sich und drückt den Nagel wieder in die richtige Position.
„Verdammt“, flüstert Florian, fängt an zu schwitzen und muss sich erstmal hinlegen, damit der Kreislauf nicht zusammenbricht.
Nachdem der Zeh notverbunden ist, fahren wir ins Krankenhaus, lassen die Wunde säubern und neu verbinden. Alles natürlich total „professionell“. Den Nagel haben wir, gegen den Rat des Arztes, nicht abnehmen lassen, was sich später als gut erwiesen hat. Allein schon deshalb, da der Nagel die offene Wunde schützt.
Der Tag ist gelaufen. Leider. Unsere Pechsträhne hält an und wir entscheiden uns genau in diesem Moment nicht runter in den Süden zu fahren um Kerala zu sehen und um dann die Westküste ein wenig zu bereisen, sondern buchen einen Flug von Chennai nach Bali, um einfach mal etwas anderes zu sehen.
Unseren letzten Tag im „Greens Guesthouse“ verbringen wir ganz ruhig und genießen die Ruhe in unserer Unterkunft.
Am nächsten Morgen um 5:30 Uhr werden wir abgeholt. Ein Taxi bringt uns zum Busbahnhof, wo wir in den Bus nach Chennai steigen. Dort haben wir einen Tag und eine Nacht, bevor wir in den Flieger steigen.
Bis bald,
Jana & Flow