Endlich wird mein Foto auf dem großen Monitor angezeigt und eine elektronische Stimme, die meinen Namen im englischen Slang ausspricht, ertönt aus den Lautsprechern. Ich bezahle mein Visa und bewege mich weiter Richtung Gepäckausgabe. Hier geht es dann ganz schnell und kurze Zeit später sehe ich auch schon mein Namensschild.
Die Fahrt zum Hotel ist stressig, denn der Fahrer hupt ununterbrochen, betätigt ständig die Lichthupe und fährt Schlangenlinien durch den Verkehr. Ich fühle mich nach Sri Lanka und Indien zurückversetzt.
Im Hotel angekommen checke ich ein und suche verzweifelt nach einem Fahrstuhl. Fehlanzeige. Während ich die Stufen zähle, Macht der Gewohnheit, überlege ich mir bei jedem Schritt ein neues Schimpfwort. Nach 102 Stufen komme ich endlich im 6ten Stock an und springe unter die Dusche.
Am nächsten Tag stehe ich auf der Straße und zücke meine Todo-Liste.
– Altes Viertel
– Schildkrötenturm
– Hoan-Kiem-See
– Eisenbahnstrecke
Spät abends sitze ich in der sogenannten Bierstraße und esse etwas. Krass wie voll diese Straße ist. Überall ziehen dich Einheimische in ihre Restaurants und wollen dich zum Essen animieren. Sogar kleine Garagen wurden so umgebaut, dass 8-10 Gäste Platz finden und wenn mehr Gäste essen wollen, dann werden einfach kleine Plastiktische mitten auf die Straße gestellt. Da ich immer noch Hunger habe, wechsle ich das Restaurant und bestelle mir noch etwas. Während ich meine Suppe löffel, komme ich mit meinen Tischnachbarn, ein gleichaltriges Pärchen aus Littauen, ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass wir Zimmernachbarn sind. Unglaublich, dass ich aus der ganzen Menschenmenge genau diese Zwei angesprochen habe. Wir verfluchen bei ein paar Bierchen die 102 Stufen gemeinsam und machen uns dann, durch die mittlerweile komplett mit Tischen zugestellte Bierstraße, auf den Weg in unsere Zimmer.
Es ist noch früh als ich schweißgebadet aufwache. Die Hitze ist unerträglich und ich haue die Klimaanlage an, die mir sofort kühle Luft entgegen hustet. Als ich unten auf der Straße ankomme, hab ich keinen Plan was ich machen soll. Ich entscheide mich dazu ein wenig durch die Gegend zu laufen. Schon nach wenigen Metern ist meine komplette Haut mit einer dünnen Schweißschicht überzogen und als ich nach 5 Stunden wieder im Hotel ankomme, kann ich mein T-Shirt auswringen. Naja, der Tag war aber ganz ok. Ich hab den botanischen Garten und die Einsäulenpagode gesehen, mir den Trúc Bạch Lake angeschaut und mich halb totgelacht, als ich den mobilen Friseur gesehen hab. Mitten an der Hauptstraße hat der Typ einfach ein Spiegel und ein Stuhl aufgestellt und den Leuten die Haare geschnitten.