Als der Taxifahrer sein Handy an die Musikanlage anschließt und mir stolz einen „Modern Talking“-Remix präsentiert, muss ich mich echt zusammenreissen um nicht laut loszulachen. Zu „Cheri Cheri Lady“ wippt sein Kopf im Takt der dumpfen Bässe. Er lächelt mich an. Ich zeige keinerlei Regung. Dann endlich darf ich aussteigen, denn wir haben die Fähre erreicht. „Ein Glück“, denke ich und kaufe mir ein Ticket. Kurze Zeit später legen wir ab und ich fahre erneut durch Hạ Long Bay. Dann betrete ich den Hafen Tuần Châu und steige in einen Bus, der mich nach Cát Bà bringt.
Als ich einen Fuß in meine gebuchte Unterkunft setze, kommen mir zwei junge Burschen entgegen und sabbeln irgendwas auf vietnamesisch. Ich stelle mich vor und teile ihnen freundlich mit, dass ich reserviert habe und bitte mein Zimmer sehen möchte. Pause. Nichts kommt zurück. Keiner weiß was ich will. Es liegen Fragezeichen in der Luft. Anscheinend wird hier kein Englisch gesprochen. Der eine Typ ruft jemanden an und ich erkläre der unbekannten Stimme am Telefon, dass ich eine Reservierung habe. Dann endlich greift der ältere Bursche nach einem Zimmerschlüssel und führt mich in den 4ten Stock. Natürlich gibt es keinen Fahrstuhl und ja, ich hab die Treppen gezählt. 88.
Der Ausblick vom Balkon ist zwar super, das Zimmer aber ehrlich gesagt nicht so gut. Dennoch beschließe ich die 2 Nächte zu bleiben, da alle anderen Hotels entweder ausgebucht oder aber extrem überteuert sind. Ich frage nach WiFi und höre mir 3 Minuten lang vietnamesische Zahlen und Buchstaben an, die mir an den Kopf geschmissen werden. Jedesmal ein wenig lauter. Dann drücke ich dem Schreihals mein Handy in die Hand, damit er das Passwort selbst eintragen kann und murmel „Lauter macht es nicht besser“ in meinen Bart. Es klappt.
Dennoch bin ich genervt und mache mich erstmal auf den Weg, um ein wenig die Umgebung zu erkunden. Kurze Zeit später, nachdem ich einen wirklich schönen Pfad direkt am Wasser entlangspaziert bin, sehe ich den Strandabschnitt. Unglaublich wieviele Menschen sich hier tümmeln. Nein, baden möchte ich hier nicht. Ich gehe weiter und stehe dann auf einem Aussichtspunkt und schaue mir Cát Bà von oben an.
Früh morgens leihe ich mir ein Motorroller und mache mich auf den Weg. Meine erste Station ist die „Hospital Cave“. Ein Krankenhaus mitten im Berg. Feuchte unterirdische Gänge von denen etliche Zimmer abgehen. Teilweise stehen dort noch alte schrottige Krankenbetten herum. Dann mach ich mich weiter und stehe vor dem Eingang der „Trung Trang Cave“. Eine sehr lange Höhle, die nichts für dicke Menschen ist. Kleine schmale Gänge, durch die man sich teilweise zwängen muss. Den größtenteil der Strecke gehe ich gebückt und bin froh, als ich wieder das Tageslicht erblicke. Ich hab genug von Höhlen und fahre zum Nationalpark. Der lange Weg hoch zum Berg Ngự lâm dauert ca. eine Stunde. Als ich dort oben stehe, habe ich einen wundervollen Blick über die Insel. Leider regnet es teilweise ein wenig, was den Abstieg erschwert.
Auf dem Weg zurück in die Stadt komme ich an der „Động Minh Châu Cave“ vorbei und überlege, ob ich da noch reingehen soll. Minuten später stehe ich mit einem ca. 14jährigen Mädchen, bewaffnet mit Taschenlampen, vor dem Eingang der Höhle. Hier ist, im Gegensatz zu allen anderen Höhlen, nichts ausgeleuchtet. Ich schaue direkt in die Dunkelheit und bekomme Gänsehaut. Das Mädchen deutet mir an ihr zu folgen und obwohl mein Kopf nicht will, marschieren meine Beine automatisch los. Hunderte von Fledermäusen werden von unseren Geräuschen aufgeschreckt und fliegen wild durcheinander über unsere Köpfe. „Jetzt bloß keine Panik“, denke ich und reiße mich zusammen. Es ist der absolute Wahnsinn, wieviele Fledermäuse hier herumfliegen.
Zu guter Letzt fahre ich hoch auf den Berg zum „Cannon Fort“ und schaue mir die ausgestellten Kriegsgerätschaften an. Der Ausblick ist wunderschön und auch die Ruhe tut mir gut. Als sich mein Magen zu Wort meldet, fahre ich zurück in die laute und gestresste Stadt.
Bis bald,
Flow