Penestanan Kaja
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Auf der Fahrt von Canggu nach Ubud quetschen wir Wayan über seine Meinung bzgl. Vulkan, Erdbeben und Tsunami aus. Er meint, dass er diese Atmosphäre, die aktuell auf Bali herrscht, schon einmal erlebt hat. Und zwar kurz vor dem Tsunami 2014. Normalerweise sollte jetzt Trockenzeit sein. Es regnet aber viel zu viel. Ansonsten muss man es einfach hinnehmen, wenn der Vulkan ausbricht oder es ein erneutes Erdbeben gibt. Man kann ja eh nicht weglaufen. Er hofft zwar, dass dies nicht passiert, aber letztendlich kann man dagegen nichts machen.

 

In Ubud angekommen begrüßen wir Putu, unseren neuen Gastgeber und richten uns ein wenig in unserem neuen Häuschen ein. Dann beginnen wir endlich mit unserem Plan: „Alltag haben und versuchen hier auf Bali wirklich ein wenig zu leben.“ Die Unterkunft können wir, laut Putu, auch länger mieten. Perfekt!

 

Die nächsten Tage beschäftigt sich Jana mit Yoga und Flow geht seiner Arbeit nach. Es scheint alles perfekt zu sein. Am 5ten Tag regnet es ununterbrochen und drückt auf unsere Stimmung. Es ist kalt und klamm. Abends liegen wir im Bett und gönnen uns einen Film, als die Fensterscheiben anfangen zu beben. Jana springt auf und schreit: „Raus! Erdbeben!“ Flow realisiert erstmal garnicht was los ist und pausiert ganz gemütlich den Film. Er denkt, dass es nun richtig krass anfängt zu regnen, da das Geräusch der bebenden Fenster sich anhört, als wenn starker Regen aufs Dach donnert. Dann spürt auch er die Erschütterungen und rennt Jana hinterher in den kleinen Vorgarten. So stehen wir nun in Jogginghose, Pulli und dicken Socken vor dem Haus, welches ziemlich heftig durchgeschüttelt wird und warten nur darauf, das es gleich zusammenkracht. Um uns herum wackelt alles. Der Erdboden schlägt Wellen und wir können nichts so richtig fokussieren, da alles in Bewegung ist. Hand in Hand warten wir das Erdbeben ab und verspüren richtige Angst. Dann ist alles vorbei. Wir suchen Einheimische auf, die ebenfalls alle draussen vor den Häusern stehen. Es geht allen gut. Ein Glück ist kein Haus eingestürzt. Dennoch sieht man die Angst in den Augen. Einige Einheimische sagen: „Strong Earthquake. Strong!“
Dann gehen wir zurück und bemerken, dass wir ja Maiskolben auf dem Herd haben. Diese sind nun fertig und wir beschließen erstmal was zu essen. Uns abzulenken. 5 Minuten später fangen die Scheiben erneut an zu beben. Diesmal springen wir gleichzeitig auf und rennen los. Das Nachbeben ist zum Glück nicht so heftig, dennoch wackelt wieder alles. Plötzlich müssen wir lachen, da wir diesmal mit Maiskolben in der Hand im Garten stehen. Oh man!
Auf Google erfahren wir, dass es sich um ein Beben der Stärke 6.9 gehandelt hat und das Epizentrum auf Lombok war. Schon das zweite starke Erdbeben innerhalb einer Woche. Diesmal haben wir es hautnah miterlebt und können es nicht so schnell abschüttelt. Die Angst sitzt tief und wir beschließen sofort einen Flug nach Deutschland zu buchen.


Die ganze Nacht können wir nicht schlafen. Immer haben wir Angst, dass es gleich wieder losgeht. Wir sind wachsam, müde und voller Adrenalin. Wir versuchen in Schichten zu schlafen. Flow bekommt ein wenig Schlaf, Jana hingegen ist vollkommen mit den Nerven am Ende. An Schlaf nicht zu denken. Und tatsächlich gibt es in der Nacht noch ein paar kleinere Erschütterungen.

 

Da wir noch einige Sachen regeln müssen (Unterkunft früher abgeben, Roller zurückbringen,…) haben wir unseren Flug erst am Dienstag gebucht. Tagsüber ist alles ok, man ist wach, unter Menschen und lenkt sich ab. Dennoch sucht man zuerst immer nach Fluchtwegen, wenn man sich in ein Café setzt.

Die letzte Nacht ist der blanke Horror für uns. Wir können beide nicht schlafen. Stellen uns jede 15 Minuten einen Timer, der uns aus unserem Halbschlaf klingelt und springen bei der kleinsten Erschütterung auf. Völlig fertig schlafen wir doch noch gegen 5 Uhr ein und wachen 1,5 Stunden später wieder auf. Die Sonne scheint. Der Regen, der die letzten beiden Tage auf die Erde herabstürzte, ist endlich vorbei.

 

Wir packen unsere Koffer, ein letztes Mal, gehen nochmal bei Lilis essen, ein letztes Mal und lassen uns dann zum Flughafen fahren. Als der Flieger abhebt, atmen wir auf. Einerseits sind wir froh aus der Gefahrenzone zu sein, andererseits ist es ein komisches Gefühl nach Deutschland zu fliegen. Unsere Träume sind erstmal zerplatzt und wir müssen nun weiterschauen.

In Deutschland angekommen erfahren wir, dass es erneut ein starkes Erdbeben auf Lombok gegeben hat. :-(

 

Bis bald,
Jana & Flow

 

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